Montag, 20. Mai 2013

Lieben wir der Liebe wegen



Heute habe ich sie gehört- die ultimative Frage. Die Frage aller Fragen. Kaum eine andere Frage sollte ähnliche Existenzberechtigung haben wie diese. Gestellt wurde sie im Pausenraum in der zentralen Hochschulbibliothek in Luzern.

Zwei junge Frauen (mindestens eine davon steckt wohl in einer äusserst tiefen Beziehungskriese) unterhielten sich angeregt über Sinn und Unsinn einer/ihrer Beziehung(en). Ich hab da nur mit einem Ohr (und einer Gehirnhälfte) hingehört, mit dem anderen Auge (und der anderen Gehirnhälfte) las ich Zeitung. Als sie plötzlich mit folgender Frage den Rest meiner Pause prägten:

Was ist das Ziel der Liebe?


Trotz meines teilweise zynischen Charakters, meine ich dies absolut ernst.  Tief philosophisch, leicht skeptisch und wenig euphorisch habe ich die Frage zu diesem Zeitpunkt empfunden.

Abgesehen davon, dass 95% aller Menschen Herdentiere sind, abgesehen davon, dass die Natur damit ihren Fortpflanzungstrieb irgendwie motivationstechnisch romantisch verpacken konnte… Was ist das Ziel der Liebe? Aus einer subjektiven Wahrnehmung, rein Gefühlstechnisch, ohne Rücksicht auf jegwelche niederen Triebe…
Im Grundsatz muss man sich fragen: liebt man für ein Ziel? Arbeitet man mit seiner Liebe auf etwas bestimmtes hin? Auf noch mehr Liebe? Mit einem Ziel käme automatisch auch immer das Ende von etwas, in diesem Fall; dieser einen Liebe. Will man wirklich darauf hinarbeiten? Hat man überhaupt eine Wahl oder haben die Gefühle auf Autopilot gestellt und man erreicht den Bestimmungsort ohne Vorankündigung? Menschen tun nie etwas, ohne etwas Bestimmtes erreichen zu wollen. Hinter all ihren Handlungen liegt eine Absicht. Bei weitem nicht alle Absichten sind egoistisch, aber keine ist uneigennützig, davon bin ich fest überzeugt. So schenken wir zum Beispiel, um jemandem eine Freude zu machen UND um uns an seiner Freude zu laben. Das funktioniert nur im Tandem, eines mit dem anderen. Als netten Nebeneffekt nähren wir damit ihre/seine Liebe zu uns und halten sie somit bei Laune.

So gesehen ist eine Beziehung nichts weiter als harte Arbeit, um die Liebe, welche diese Partnerschaft wie ein Superkleber zusammenhält, frisch und stark zu halten.

Doch sind wir ehrlich- so nüchtern macht Liebe keinen Spass. Was ist also das romantische Ziel der Liebe? Warum lieben wir? Im Gegensatz zur pragmatischen Antwort ist diese äusserst einfach: weil es das schönste Gefühl auf der Welt ist. Weil es uns am Leben hält. Weil es für uns ebenso überlebenswichtig ist wie Luft zum Atmen und Wasser zum Trinken.  Das Ziel der Liebe ist es, dass wir lieben. Das Ziel ist es, das wir nie damit aufhören.

Über diese eine Ressource können wir uneingeschränkt verfügen. Das Schicksal hat uns einen unendlichen Vorrat an Möglichkeiten geschenkt, was, wer, wie und wo wir lieben können… und trotzdem gehen wir so spärlich damit um, als hätten wir Angst, wir könnten es bei falscher Anwendung aufbrauchen oder verlieren.
Die Liebe kennt so viele Ziele. Zuallererst: lieben wir die Liebe. Dann: lieben wir uns selbst. Anschliessend: lieben wir die ganze Welt. Zum Schluss: liebt man uns. Kein Tandem. Ein Uhrwerk. Läuft ein Rädchen, drehen sich die anderen von alleine.

1 Kommentar: