Donnerstag, 21. Juli 2011

Schöne Aussichten... SchicksalsSucher

Es war vor einigen Jahren, da wurde das schäbige Haus auf der anderen Strassenseite abgerissen. Es war ein Schandfleck für das Quartier.  Mit dem Abriss wuchs unsere Aussicht um gut und gerne das Dreifache von ca. 30 auf 90m. Und da trotz der klaren Qualitätssteigerung der Mietzins gleich geblieben ist, genossen wir den neuen Luxus.


Die Jahre gingen dahin, der Platz blieb ungenutzt und die Aussicht auf das nächstliegende, so so so weit entfernte Haus blieb bestehen. Man sah von allem mehr. Mehr Sonne, mehr Wolken, mehr Schatten, mehr Leben. Wie aber praktisch immer im Leben, verliert man den Bezug zu nicht selbstverständlichen Dingen, sobald sie über längeren Zeitraum vorhanden sind. 


Nun geisterten in den letzten Monaten Männer in orange über den Platz und massen. Sie massen was das Zeug hielt. Jedes Steinchen, jeden Grashalm. Und war ein Steinchen am nächsten Tag nicht mehr am gleichen Ort wie am Vortag, wurde es doch einfach nochmals gemessen. Ein Schelm wer denkt, wir hätten über Nacht jeweils etwas mit dem "steinchenverschieben" zu tun gehabt um den Baubeginn hinauszuzögern...


Und dann, ja dann meine lieben Freunde, dann kamen noch mehr Männer in orange. Sie brachten ihre Maschinen mit. Grosse Maschinen. Schwere Maschinen. Und vor allem: laute Maschinen. Unter diesen mächtigen Maschinen erzitterte die Erde (ohne Witz- wir bekamen eine schriftliche "Erdbeben- Warnung" zugesandt).


Nun müssen wir beobachten, wie unsere neu gewonnene Freiheit tagtäglich etwas mehr zubetoniert wird. Wie sie alle paar Tage um ca. 4 Meter schrumpft. Das Haus alle paar Tage um ca. 4 Meter wächst. Mit jedem Tag wird uns bewusster, dass...


...wir bald nicht länger die hässliche, durch gigantische Metallstützen gestützte Wand des (doch nicht ganz so so so weit entfernten) nächstliegenden Hauses betrachten müssen... dass alsbald eine schöne, neue Fassade die Aussicht schmücken wird. Mit etwas Glück findet die Wohnung gegenüberliegend der unsrigen ja sogar interessante Mieter, welche uns ab und zu eine reale Seifenoper bieten. 


Durch jede Veränderung wird einem Vertrautes, vielleicht sogar Geliebtes, genommen. Das Neue mag uns nicht auf Anhieb gefallen. Jedes unser aller Schicksale verbirgt seine Tücken, Unvorhersehbares. 


"Glück ist Talent für das Schicksal". Ein Zitat Novalis. Glück ist aber vor allem der Schlüssel zu einem selbstbestimmenden Schicksal. Glück ist nicht einfach nur Zufall. Glück hat jeder von uns. 


Theodor Fontaine ist sich im Übrigen sicher, dass "die Talente oft gar nicht so ungleich sind und die Unterschiede im Fleiss und im Charakter liegen". Der Charakter entscheidet im Endeffekt, wie viel Glück man hat. wie GLÜCKlich man ist. Glückliche Menschen erkennen ihr Glück, oder reden es sich, im Extremfall, halt ein. Wen interessiert es im Endeffekt, warum wir glücklich sind? Es gibt Fragen, die müssen nicht gestellt werden...


Wir erkennen unser Glück. Wir reden es uns ein. Wir lassen es uns einreden. In vielen Fällen klappt es. Wir sollten dankbar sein, dass wir unser Glück noch erkennen. 


Das Schicksal wird dein Leben entscheiden. Das Glück darin wird dein Leben sein. Suche es. Aber vor allem, finde es!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen