Montag, 2. Juli 2012

Liebesbrief


Ich kenne dich nun wirklich schon lange. Mein ganzes Leben, sozusagen. Ich kenne dich in- und auswendig… und trotzdem, du schaffst es, mich immer wieder zu beeindrucken.

Du bist so unglaublich warmherzig, liebevoll und freundlich… und du bist atemberaubend schön.  Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich nicht allzu objektiv sein  kann. Zu tief hast du dich in mein Herz eingeschlichen, dich dort eingenistet.

Wenn ich bei dir sein kann, wenn ich dich sehe, ist es Vertrauen, Wohlbefinden, Glückseligkeit… ist es das Gefühl, Zuhause zu sein. Nicht räumlich, nicht physisch, sondern seelisch, emotional.

Deine Konturen sind sanft, wo du einladend sein willst, sie sind hart, wo du uns bestimmt warnen möchtest.
Deine sanfte Landschaft, deine harten, bestimmten Felsen. Dein wunderschöner See, deine beeindruckenden Berge, deine unvergleichliche Art die Sonnenstrahlen zu perfekten Schatten zu formen. Mein geliebtes Zuhause, meine allerliebste aller Städte, mein Ort des Glückes.

Bei Sonnenschein bist du so unglaublich freundlich, friedfertig und aufmunternd. Du bist ein Paradies inmitten einer hektischen Welt. Mögen die da draussen sich mit Wirtschaftskrisen und anderen Problemen auseinandersetzen, wir leben hier, bei dir, mit dir, in einer Welt voller Glauben an die Menschlichkeit, an die Gerechtigkeit und an den Frieden. Du bist ein Hort der Güte und Glückseligkeit.

Stehen wir am Ufer unseres Sees, von der allgemeinen Hektik geprägt, reicht es oft schon, einmal tief durchzuatmen und deine Schönheit auf uns wirken zu lassen... 

Bei Nebel bist du zauberhaft mystisch und geheimnisvoll. Ruhig und bedächtig. Du verhüllst deine Schönheit, ziehst dich zurück, ruhst dich aus. Das Gefühl der Heimat bleibt. Ich fühle mich immer noch sicher, bei dir, mit dir.

Du lädst uns ein in eine fantastische Welt, die es zu entdecken gilt. All die Mythen und Sagen aus vergangenen Zeiten sind wieder präsent, die Drachen auf dem Pilatus, die Hexen und Magier.

Die starken Berge erzählen mir, dass du mich beschützt, das viele ruhige Wasser sagt mir, du ladest mich ein, deine Wälder und Wiesen zeigen mir, dass du mich trösten wirst, sollte es mir schlecht gehen und dein strömender Fluss versichert mir, dass du für jeden Spass zu haben bist. 

Mein geliebtes Zuhause, meine allerliebste aller Städte, mein Ort des Glückes.

Montag, 9. April 2012

Fernweh

Es ist ein wertvoller Augenblick, wenn man weiss, was man will. Es ist eine niederschmetternde Diagnose, wenn man erkennt, dass es nicht erreichbar ist. Zumindest für den Moment.

Was ich will? Weg. Weit weg. Umso weiter, umso besser. Wohin ich will? Irgendwohin. Egal wohin. Dorthin, wo ich gerade nicht bin. Ich will nicht weglaufen, glaube ich. Oder vielleicht doch. Manchmal. Warum? Ich weiss es nicht. Geht es mir schlecht? Keineswegs. Niemand ist immer glücklich, ich aber bin durch und durch zufrieden. Das reicht. Das ist mehr, als die Meisten von sich behaupten können.

Zufriedenheit lebt man, Glück erlebt man.

Rastlos.

Wer kennt es nicht? Man will weg. Weit weg. Umso weiter, umso besser. Wohin? Dorthin wo die Arbeit nicht ist, wo einem das Studium nicht findet. Wo die Gesellschaft keine unausgesprochenen Forderungen stellen kann… wo wir uns als freie Menschen ohne Zwänge und Verpflichtungen den Gegebenheiten eines Abenteuers stellen können.

Ruhelos.

Ich will dieses Glück erleben. Ich will es herausfordern. Ich will es suchen. In jedem Land dieser Welt. Unter jedem Stein unserer tollen Erde. Ich würde es finden. Immer und immer wieder. Ich habe es gefunden… schon so oft.

Unruhig.

Man muss nicht undankbar sein, um weg zu wollen. Man muss nicht unzufrieden sein, um sich irgendwo anders zu wünschen. Man muss nur wissen, dass man nicht weiss, was einen erwartet. Man muss sich den Erlebnissen stellen.

Ich wandle durch meine Stadt. Beobachte die Menschen auf den Strassen. Schaue nach oben, die Wolken ziehen vorbei. Nach Osten. Sie wollen weg. Weit weg. Nicht, weil es ihnen nicht gefällt, sondern weil sie möglichst viel sehen wollen, bevor sie sich wieder auflösen.

Bitterkeit? Absolut nicht. Meine Worte enthalten meine Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte. Menschen ohne Sehnsucht sind Menschen ohne Hoffnung. Menschen ohne Hoffnung sind Menschen, die nicht vom Glück gefunden werden können, die das Glück nie finden werden.

...und manchmal muss man seine Sehnsüchte aussprechen, um das Glück bei Laune zu halten...

Dienstag, 21. Februar 2012

Das Dialekt- Armageddon

Ich weiss es, meine lieben Leute, ich weiss es! Was ich weiss? Die Welt geht unter! Und nein, nicht am 23.12.2012. Die Maya's hatten ja sowas von unrecht. Das ultimative Armageddon steht unmittelbar bevor. Das gefürchtete schwarze Loch ist entstanden und wird grösser und grösser. Und nicht CERN ist dafür verantwortlich, nein. Es braucht keine bahnbrechende Wissenschaft um die Verhältnisse zwischen Raum und Zeit zu verändern, um Atome zu spalten, es braucht keine uralte Kultur, welche uns sagt, wann die Welt dem Untergang geweiht ist. Nicht mal Nostradamus hätte diesen tragischen Schicksalsschlag vorhersehen können.

Oh, wie naiv doch die Stadt Luzern ihre Fasnacht feiert. Zehntausende, meist verkleidet, im Grundsatz fröhlich, (teilweise) zwanghaft ausgelassen, oft bis in die frühen Morgenstunden und nicht zu selten betrunken zelebrieren  diese tolle Tradition. Ich wäre auch dabei, weniger euphorisch wahrscheinlich als der grösste Teil des Restes, aber doch mit Leidenschaft. Zumindest wäre ich lieber zwischen all den Grinden und Guggen als Kabel und Drähte anzuschliessen. Sie feiern sie also, diese Fasnacht und wissen nicht, dass einige Kilometer, genauer in Root, sich die Kräfte der Vernichtung, das Böse, sammeln um zu einem letzten Schlag anzusetzen.

Ich bin überzeugt, dass die Mayas ihren Kalender geändert hätten, hätten sie gewusst, für welche Qualen die menschlichen Stimmbänder einmal missbraucht werden.

Nun arbeite ich also auf einem Umbau in Root in einem Raum mit einigen anderen Arbeitern.
Zum einen ist da Samuel, ein Elektriker (und somit ein Mitarbeiter von mir). Ein grundsätzlich gutmütiger Mensch. Er spricht sehr viel.
Dann ist da Daniel, ein Isolateur. Sein gutes Herz muss ich zwar noch entdecken, aber als unsympathisch kann man ihn nicht bezeichnen. Ein geschwätziger Bursche.
Des weiteren ist da auch noch ein Marco, ein Metallbauer. Ein blödes *#3"°@"&%... ein nicht so netter Mensch. Er redet gerne.
Und zum Schluss ist da noch Udo. Keinen Plan was der genau macht. Udo ist... ja ich weiss gar nicht, wie er ist, es ist unmöglich ihn zu analysieren- er lässt einem keine Zeit dazu. Er spricht ohne Punkt und Komma und wenn nicht mit jemand anderem dann mit sich selbst oder wenn es sogar ihm zu viel wird spricht er den Maschinen gut zu.

Ich arbeite also in einem Raum voller Menschen die gerne und viel (und manchmal noch mehr) sprechen. Das ginge ja aber grundsätzlich noch, wenn da eine bestimmte Tatsache nicht wäre.

Die Umstände, die dazu führen, dass sich die Welt langsam, aber stetig, zersetzt, findet man in der Herkunft dieser reizenden Tages- und Arbeitsgenossen. Jede einzelne hört man bereits nach wenigen gesprochenen Wörtern (und davon gibt's ja reichlich).

Samuel ist ein Thurgauer, Daniel ein Land- Zürcher, Marco ein Basler und als wäre diese Mischung nicht schon Folter genug, folgt noch Udo, der Schwabe. Die dunkle Kräfte der schlimmsten Dialekte im Deutschsprachigen Raum vereinen sich acht bis zehn Stunden pro Tag auf wenigen Quadratmetern.

Ein perfider Plan des Schicksals. Eine subtile, konstante Selbstzerstörung der Elemente. Die Welt hat nur noch wenige Tage. Ich kämpfe an vorderster Front, mit meinem luzernerischen Dialekt aber ziemlich Chancenlos... Liebe Berner und Graubündner, ihr, mit euren wunderschönen und erhellenden regionalen Sprachvarianten... an euch liegt es, die Welt (oder einfach mal für's erste: mich) zu retten... ich zähl auf euch! BIIIITEEEE! ... ;) ...

Freitag, 27. Januar 2012

Die Gratwanderung zwischen Freude und Trauer- VBC Luzern Herren 4

Sind es nicht die Emotionen, die Sport so unvergleichbar machen? Sind es nicht die bangen Momente zwischen Glück und Unglück, die letzten Sekunden vor einer Entscheidung, die Hoffnung, die damit verbunden Adrenalinstösse und nicht zuletzt die Berg- und Talfahrten der Gefühle, die unseren Sport so beeindrucken gut charakterisieren. Gestern erlebten wir alles. Alles, was man während einem Spiel emfpinden kann, haben wir empfunden.

Es braucht oft so wenig. Eine Passeur- Finte zum richtigen Zeitpunkt. Ein klug gespielter Longline- Ball anstatt blindlings drauf los zu prügeln. Ein richtiger Wechsel zur richtigen Zeit. Volleyball ist ein Sport der Extreme. Ein Sport, in dem innert eines Sekundenbruchteils ein ganzes Spiel entschieden werden kann, in dem wenige Milimeter den Unterschied zwischen einer guten Abahme und einem verlorenen Punkt ausmachen, ein Sport, in dem Freude und Trauer von Satz zu Satz und von Punkt zu Punkt den Besitzer wechseln können. Ihr merkt es wohl, Melancholie in einem Bericht nach einem Aufstiegsspiel verrät nicht unbedingt unbändige Freude, ist kein Zeichen grenzenlosen Jubels. Wir haben das Spiel verloren, knapp und unglücklich, aber schlussendlich wohl verdient.

Aber der Reihe nach: Die Ausgangslage musste niemandem der vielen Zuschauer (gezählt wurden knapp 70!) erklärt werden. Es war ein Spitzenspiel mit wegweisendem Ausgang und Vorteilen für die SG Obwalden. Wir benötigten alle drei Punkte (also ein 3:0 oder 3:1 Sieg), den Kantonsnachbarn hingegen genügte ein Punkt (2:3/3:2/3:1/3:0) um sich den (fast sicheren) Aufstieg zu ergattern. Entsprechend motiviert waren denn auch unsere Gegner und entsprechend nervös waren wir. Wir starteten schlecht. Grottenschlecht. Uns gelang nichts, der SG dafür praktisch alles. Die Folgen davon: die ersten beiden Time-Out's bei den Spielständen 1:6 und 4:13. Wir rafften uns dann aber auf, fanden endlich auch den Weg ins Spiel und konnten mithalten. Wer bei einem so gossen Rückstand allerdings nur mitzuhalten vermag wird diesen nicht los und so gewannen die Obwaldner den ersten Satz klar und deutlich.

Im zweiten und dritten Satz dann eine verkehrte Situation. Die SG startete jeweils sehr schlecht und ermöglichte uns mit vielen Fehlern, schon bald hoch in Führung zu gehen. In der Folge verwalteten wir diese Vorsprünge manchmal souverän, manchmal mit Dusel, aber im Grossen und Ganzen sicher und konnten diese Sätze schlussendlich gefahrlos gewinnen.

Der vierte Satz musste also Entscheiden. Dessen waren wir uns nur allzu klar bewusst, was wohl auch erklärt, warum wir wieder in unser nervöses Spiel zurückfielen. Wir starteten schlecht und hinkten in der Folge meistens ein paar wenige Punkte hinterher. Diese paar wenigen Punkten schafften wir allerdings des öfteren aufzuholen und auszugleichen und teilweise gingen wir gar in Führung. Es waren aber just immer jene Augenblicke, als wir den Satz zu drehen schienen, in welchen wir dumme und unnötige Fehler begingen, die uns wieder aus dem Tritt zu werfen vermochten. Kurz vor Ende des Satzes legten die Obwaldner wieder einen Zahn zu und wir schafften es für einmal nicht, wohl auch aufgrund der immer akkuter werdenden Nervosität, ihnen zu folgen. Der Schrei der Freude, des Glücks, erfüllte kurz darauf die Halle. Es war allerdings nicht der Unsrige. Wir blieben stumm, senkten unsere Köpfe und ignorierten die unbändige Begeisterung auf der anderen Seite. Zwei Mannschaften, physisch durch ein dünnes Netz getrennt, emotional allerdings geteilt durch eine kilometerdicke Leere von Gefühlen. Da, auf der einen Seite, dieser unendliche Enthusiasmus und auf der anderen Seite die grenzelose Resignation.

Genau vor jenem Moment fürchteten wir uns in gewisser Hinsicht. Wir mussten jetzt noch einen Satz spielen. Deprimiert und konsterniert mussten wir uns nochmals aufraffen. Für die SG war es ein Schaulaufen, für uns Schadensbegrenzung. Anders hätten die Voraussetzungen vor so einem Satz kaum sein können. Doch da waren noch diese vielen Zuschauer. Unsere unglaublichen Freunde und Familien, die uns während dieser vier Sätze lautstark unterstützt und mit jedem Punkt mitgelitten haben. Die sich heiser und teilweise sogar zu Kopfschmerzen schrien. DANKE DANKE DANKE!
Wir versuchten also, so gut wie es ging, unsere Köpfe zu reaktivieren und für diesen Satz nochmals Vollgas zu geben. Wir starteten relativ gut und konnten das Spiel bis Mitte des Satzes ausgeglichen gestalten. Doch dann verloren wir endgültig jegliche Konzentration, jegliche Kraft und schlussendlich auch das Spiel. Es geschah nicht bewusst, aber es fiel so viel Anspannung von uns und ohne das Adrenalin des Aufstiegs vermochten wir uns nicht mehr zu halten.
Die SG feierte sich als Aufsteiger (herzliche, wenn auch nicht ganz neidlose, Gratulation hier auch nochmals) und wir müssen uns wieder einmal mit dem Image des ewigen Zweiten zurechtfinden (und schauen gespannt auf die Geschehnisse in der 1. Liga und drücken Ebikon sowie natürlich auch unserem H1 die Daumen, dass sie nicht absteigen!)

Doch eines muss ich noch loswerden:

Wenn Emotionen Sport ausmachen und wenn extreme Gefühle der Lohn für die Trainings sind, so haben wir gestern wohl alle gewonnen. Obwalden mit dem Aufstieg wohl etwas mehr, aber wegen solcher Spiele spielen wir diesen Sport. Freud und Leid gepaart mit Hoffnung und Trauer sind grundlegend für die Motivation und auch wenn wir Niedergeschlagen waren und mit Bestimmtheit immer noch sind, gibt uns die Art und Weise der Niederlage, die Spannung und die vielen, unglaublich tollen Zuschauer Hunger auf mehr. Auf so unglaublich viel mehr. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, wir geben nicht auf, wir nehmen, sollte es diese Saison nicht reichen, nächste Saison einen neuen Anlauf!

Adi für das H4

P.S. ein persönliches Dankeschön an die vielen Damen aus unserem D2!