Freitag, 27. Januar 2012

Die Gratwanderung zwischen Freude und Trauer- VBC Luzern Herren 4

Sind es nicht die Emotionen, die Sport so unvergleichbar machen? Sind es nicht die bangen Momente zwischen Glück und Unglück, die letzten Sekunden vor einer Entscheidung, die Hoffnung, die damit verbunden Adrenalinstösse und nicht zuletzt die Berg- und Talfahrten der Gefühle, die unseren Sport so beeindrucken gut charakterisieren. Gestern erlebten wir alles. Alles, was man während einem Spiel emfpinden kann, haben wir empfunden.

Es braucht oft so wenig. Eine Passeur- Finte zum richtigen Zeitpunkt. Ein klug gespielter Longline- Ball anstatt blindlings drauf los zu prügeln. Ein richtiger Wechsel zur richtigen Zeit. Volleyball ist ein Sport der Extreme. Ein Sport, in dem innert eines Sekundenbruchteils ein ganzes Spiel entschieden werden kann, in dem wenige Milimeter den Unterschied zwischen einer guten Abahme und einem verlorenen Punkt ausmachen, ein Sport, in dem Freude und Trauer von Satz zu Satz und von Punkt zu Punkt den Besitzer wechseln können. Ihr merkt es wohl, Melancholie in einem Bericht nach einem Aufstiegsspiel verrät nicht unbedingt unbändige Freude, ist kein Zeichen grenzenlosen Jubels. Wir haben das Spiel verloren, knapp und unglücklich, aber schlussendlich wohl verdient.

Aber der Reihe nach: Die Ausgangslage musste niemandem der vielen Zuschauer (gezählt wurden knapp 70!) erklärt werden. Es war ein Spitzenspiel mit wegweisendem Ausgang und Vorteilen für die SG Obwalden. Wir benötigten alle drei Punkte (also ein 3:0 oder 3:1 Sieg), den Kantonsnachbarn hingegen genügte ein Punkt (2:3/3:2/3:1/3:0) um sich den (fast sicheren) Aufstieg zu ergattern. Entsprechend motiviert waren denn auch unsere Gegner und entsprechend nervös waren wir. Wir starteten schlecht. Grottenschlecht. Uns gelang nichts, der SG dafür praktisch alles. Die Folgen davon: die ersten beiden Time-Out's bei den Spielständen 1:6 und 4:13. Wir rafften uns dann aber auf, fanden endlich auch den Weg ins Spiel und konnten mithalten. Wer bei einem so gossen Rückstand allerdings nur mitzuhalten vermag wird diesen nicht los und so gewannen die Obwaldner den ersten Satz klar und deutlich.

Im zweiten und dritten Satz dann eine verkehrte Situation. Die SG startete jeweils sehr schlecht und ermöglichte uns mit vielen Fehlern, schon bald hoch in Führung zu gehen. In der Folge verwalteten wir diese Vorsprünge manchmal souverän, manchmal mit Dusel, aber im Grossen und Ganzen sicher und konnten diese Sätze schlussendlich gefahrlos gewinnen.

Der vierte Satz musste also Entscheiden. Dessen waren wir uns nur allzu klar bewusst, was wohl auch erklärt, warum wir wieder in unser nervöses Spiel zurückfielen. Wir starteten schlecht und hinkten in der Folge meistens ein paar wenige Punkte hinterher. Diese paar wenigen Punkten schafften wir allerdings des öfteren aufzuholen und auszugleichen und teilweise gingen wir gar in Führung. Es waren aber just immer jene Augenblicke, als wir den Satz zu drehen schienen, in welchen wir dumme und unnötige Fehler begingen, die uns wieder aus dem Tritt zu werfen vermochten. Kurz vor Ende des Satzes legten die Obwaldner wieder einen Zahn zu und wir schafften es für einmal nicht, wohl auch aufgrund der immer akkuter werdenden Nervosität, ihnen zu folgen. Der Schrei der Freude, des Glücks, erfüllte kurz darauf die Halle. Es war allerdings nicht der Unsrige. Wir blieben stumm, senkten unsere Köpfe und ignorierten die unbändige Begeisterung auf der anderen Seite. Zwei Mannschaften, physisch durch ein dünnes Netz getrennt, emotional allerdings geteilt durch eine kilometerdicke Leere von Gefühlen. Da, auf der einen Seite, dieser unendliche Enthusiasmus und auf der anderen Seite die grenzelose Resignation.

Genau vor jenem Moment fürchteten wir uns in gewisser Hinsicht. Wir mussten jetzt noch einen Satz spielen. Deprimiert und konsterniert mussten wir uns nochmals aufraffen. Für die SG war es ein Schaulaufen, für uns Schadensbegrenzung. Anders hätten die Voraussetzungen vor so einem Satz kaum sein können. Doch da waren noch diese vielen Zuschauer. Unsere unglaublichen Freunde und Familien, die uns während dieser vier Sätze lautstark unterstützt und mit jedem Punkt mitgelitten haben. Die sich heiser und teilweise sogar zu Kopfschmerzen schrien. DANKE DANKE DANKE!
Wir versuchten also, so gut wie es ging, unsere Köpfe zu reaktivieren und für diesen Satz nochmals Vollgas zu geben. Wir starteten relativ gut und konnten das Spiel bis Mitte des Satzes ausgeglichen gestalten. Doch dann verloren wir endgültig jegliche Konzentration, jegliche Kraft und schlussendlich auch das Spiel. Es geschah nicht bewusst, aber es fiel so viel Anspannung von uns und ohne das Adrenalin des Aufstiegs vermochten wir uns nicht mehr zu halten.
Die SG feierte sich als Aufsteiger (herzliche, wenn auch nicht ganz neidlose, Gratulation hier auch nochmals) und wir müssen uns wieder einmal mit dem Image des ewigen Zweiten zurechtfinden (und schauen gespannt auf die Geschehnisse in der 1. Liga und drücken Ebikon sowie natürlich auch unserem H1 die Daumen, dass sie nicht absteigen!)

Doch eines muss ich noch loswerden:

Wenn Emotionen Sport ausmachen und wenn extreme Gefühle der Lohn für die Trainings sind, so haben wir gestern wohl alle gewonnen. Obwalden mit dem Aufstieg wohl etwas mehr, aber wegen solcher Spiele spielen wir diesen Sport. Freud und Leid gepaart mit Hoffnung und Trauer sind grundlegend für die Motivation und auch wenn wir Niedergeschlagen waren und mit Bestimmtheit immer noch sind, gibt uns die Art und Weise der Niederlage, die Spannung und die vielen, unglaublich tollen Zuschauer Hunger auf mehr. Auf so unglaublich viel mehr. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, wir geben nicht auf, wir nehmen, sollte es diese Saison nicht reichen, nächste Saison einen neuen Anlauf!

Adi für das H4

P.S. ein persönliches Dankeschön an die vielen Damen aus unserem D2!