Dienstag, 21. Februar 2012

Das Dialekt- Armageddon

Ich weiss es, meine lieben Leute, ich weiss es! Was ich weiss? Die Welt geht unter! Und nein, nicht am 23.12.2012. Die Maya's hatten ja sowas von unrecht. Das ultimative Armageddon steht unmittelbar bevor. Das gefürchtete schwarze Loch ist entstanden und wird grösser und grösser. Und nicht CERN ist dafür verantwortlich, nein. Es braucht keine bahnbrechende Wissenschaft um die Verhältnisse zwischen Raum und Zeit zu verändern, um Atome zu spalten, es braucht keine uralte Kultur, welche uns sagt, wann die Welt dem Untergang geweiht ist. Nicht mal Nostradamus hätte diesen tragischen Schicksalsschlag vorhersehen können.

Oh, wie naiv doch die Stadt Luzern ihre Fasnacht feiert. Zehntausende, meist verkleidet, im Grundsatz fröhlich, (teilweise) zwanghaft ausgelassen, oft bis in die frühen Morgenstunden und nicht zu selten betrunken zelebrieren  diese tolle Tradition. Ich wäre auch dabei, weniger euphorisch wahrscheinlich als der grösste Teil des Restes, aber doch mit Leidenschaft. Zumindest wäre ich lieber zwischen all den Grinden und Guggen als Kabel und Drähte anzuschliessen. Sie feiern sie also, diese Fasnacht und wissen nicht, dass einige Kilometer, genauer in Root, sich die Kräfte der Vernichtung, das Böse, sammeln um zu einem letzten Schlag anzusetzen.

Ich bin überzeugt, dass die Mayas ihren Kalender geändert hätten, hätten sie gewusst, für welche Qualen die menschlichen Stimmbänder einmal missbraucht werden.

Nun arbeite ich also auf einem Umbau in Root in einem Raum mit einigen anderen Arbeitern.
Zum einen ist da Samuel, ein Elektriker (und somit ein Mitarbeiter von mir). Ein grundsätzlich gutmütiger Mensch. Er spricht sehr viel.
Dann ist da Daniel, ein Isolateur. Sein gutes Herz muss ich zwar noch entdecken, aber als unsympathisch kann man ihn nicht bezeichnen. Ein geschwätziger Bursche.
Des weiteren ist da auch noch ein Marco, ein Metallbauer. Ein blödes *#3"°@"&%... ein nicht so netter Mensch. Er redet gerne.
Und zum Schluss ist da noch Udo. Keinen Plan was der genau macht. Udo ist... ja ich weiss gar nicht, wie er ist, es ist unmöglich ihn zu analysieren- er lässt einem keine Zeit dazu. Er spricht ohne Punkt und Komma und wenn nicht mit jemand anderem dann mit sich selbst oder wenn es sogar ihm zu viel wird spricht er den Maschinen gut zu.

Ich arbeite also in einem Raum voller Menschen die gerne und viel (und manchmal noch mehr) sprechen. Das ginge ja aber grundsätzlich noch, wenn da eine bestimmte Tatsache nicht wäre.

Die Umstände, die dazu führen, dass sich die Welt langsam, aber stetig, zersetzt, findet man in der Herkunft dieser reizenden Tages- und Arbeitsgenossen. Jede einzelne hört man bereits nach wenigen gesprochenen Wörtern (und davon gibt's ja reichlich).

Samuel ist ein Thurgauer, Daniel ein Land- Zürcher, Marco ein Basler und als wäre diese Mischung nicht schon Folter genug, folgt noch Udo, der Schwabe. Die dunkle Kräfte der schlimmsten Dialekte im Deutschsprachigen Raum vereinen sich acht bis zehn Stunden pro Tag auf wenigen Quadratmetern.

Ein perfider Plan des Schicksals. Eine subtile, konstante Selbstzerstörung der Elemente. Die Welt hat nur noch wenige Tage. Ich kämpfe an vorderster Front, mit meinem luzernerischen Dialekt aber ziemlich Chancenlos... Liebe Berner und Graubündner, ihr, mit euren wunderschönen und erhellenden regionalen Sprachvarianten... an euch liegt es, die Welt (oder einfach mal für's erste: mich) zu retten... ich zähl auf euch! BIIIITEEEE! ... ;) ...